Ferdinand Scholz
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Go West
Hohe Berge dicke Menschen
Landschaft Landschaft Butterkrem
Jodelchips in allen Kellnern
Braun das sanfte Aug der Kuh
Kinderteller detonieren
Silberhell und glockenrein
Alpenglühn und schwere Euter
Riegenführer sehnsuchtssatt …
Wandrer der du das nicht abkannst
Wandre nach Amerika
Da ist alles alles alles
Alles anderst ist es da.
Dicke Berge hohe Menschen
Butterkrem nur subkutan
Aus den Kellnern stilles Glänzen
Jodeln nicht ? das tut die Kuh
Nur die spacken Kinder platzen
Alle Teller bleiben heil
Glüht was sind das nicht die Alpen
Und auch sonst ist es okay
Stalins Meerschweinchen
Im unnennbaren Jahr Siebenunddreißig
Hockte die ganze Zeit
Stalins Meerschweinchen in seinem Stall
Und dachte nach.
Natürlich ist nichts dabei herausgekommen.
Wie auch.
Mythologie: Geländespiel
Ich stromerte durchs haltlose Gelände
Kunterbunt durcheinandergewürfelt
Genossenschaftsblocks Fettchemie
Bauernklitschen Baggerfabrik
Nichtmal befestigte Straßen überall.
Da hatte der tagtägliche Güternah- und Fernverkehr
(Büssing Henschel Opel-Blitz)
Tüchtig was zum Drüberrumpeln,
Bei Trockenheit pulverte die Hochofenschlacke
So richtig in die Baumwollgardinen.
Meistens aber fisselte es oder sonstwie
Kam das Wolkengebläh
Auf den Boden der Tatsachen zurück.
Dann leckten aus den rumpelnden Riesendieseln
Fraktale Regenbögelchen in den nassen schwarzen Schmadder.
Da hatte ich dieses Trümmerreich
Zwischen dem Volksschulgatter und der düsteren Obstwiese.
Als Eingang ein kolossaler Holunderbusch.
Wie gut dessen geschmeidige Zweige
Mit dem weichen Mark
Vom stumpfen Klappmesser sich schneiden
Und zu Flitzebogen verarbeiten ließen.
Damit schoss es sich allerliebst
Auf klebrige Flaschen
Durchgerostete Konservendosen
Eimer voll verschlammter Ölfarbe
Zwischen Soden und Quecken
Trümmerstauden Brombeeren
Wild gewordenen Gartenblumen.
Auch eine schmächtige Weide
Ein verkrüppeltes Apfelbäumchen gab es.
Alles, was hier wuchs, war jung.
In diesem haltlosen Gelände
War mein Arizona, wo ich indianerte
Zwischen Mustangfröschen und Büffelmäusen,
Pfeil und Bogen immer dabei.
Wo ich Kämpfe bestand
Gegen die knochigen blonden Jungs
Mit dem ostelbischen Patois.
In diesem haltlosen Gelände
War mein Aricina, wo ich entlaufener Sklave war
Wo ich den Mond tagsüber sah.
Die Diana, die hier regierte,
Muss eine Phorkide gewesen sein.
Ferdinand Scholz
Geboren 1952 in Düsseldorf. Bisherige Einzelveröffentlichungen: Menschen am Abgrund. Ärztethriller (satirischer Kurzroman mit eigenen Illustrationen), Gießen 1984, (Anabas), Es ist immer Heimat. Unausweichlich!, Hörspiel 1991 (WDR). Wichtige Gedichte, Düsseldorf 1997 (Grupello), mit Illustrationen von Misch Da Leiden.
Statement
Dichtung ist erhabener Unfug. Denn sie fügt sich nicht in die gemein(schaftstiftend)e Kommunikation des apriorischen So isses. / Sarrichdoch!. Anders gesagt: In ihr vermittelt in eben dem Maße, wie der Dichter sich selbst durch die Sprache vermittelt, die Sprache sich selbst durch den Dichter. Beide gewinnen aneinander Gewissheit. Oder verlieren sie durcheinander. Das Ausmaß der poetischen Möglichkeiten ist bestürzend. Sie setzen den Dichter in den Stand, die Sprachdschungel und -wüsten von den Rändern her räuberisch zu durchstreifen. Diese Ränder sind da, wo die Kohärenz des sprachlichen Zeichens nicht gewährleistet ist, in den vorsprachlichen Artikulationen, den semantischen Interferenzen, den sprachgeschichtlichen Sedimenten ? sie sind überall, wo die krude Magie eines unbestimmten Allsinns herrscht. Das Zentrum der Sprache ist da, wo Diskurs und Konsens ineins fallen, wo der sanfte Terror eines allbestimmenden Unsinns herrscht, wo das schwarze Loch der Kommunikation jede Artikulation verschlingt. In diesem unwegsamen Gelände legt der Dichter sich auf die Lauer, um in der Sprache zu wildern, getrieben von dem Drang nach Anverwandlung all dessen, was zwischen Rändern und Zentrum unterwegs ist, dem Material der Dichtung. Anders gesagt: Vor dem Sprung in die Sprache ist die Lauer, vor dem Ursprung der Dichtung ist der Kalauer. Mithin: Die Dichtung ist ein seltsames Spiel. Also doch eher ein ganz schöner Unfug.
Vorwort von Alexander Nitzberg
Für manch einen sind Gedichte Texte auf Papier. Sie transportieren Gedanken und Gefühle oder handeln von wichtigen Dingen. Nicht so für Ferdinand Scholz. Seine Gedichte sind selbst Dinge. Wichtig wie Zahnstocher, Preßlufthammer oder Umluftpumpe. Und Dichten ist nicht Schreiben, sondern Herstellen. Ganz im Sinne des griechischen poiein, das im Wort »Poesie« steckt. Nicht umsonst heißt Scholzens erster Band mit Poesie »Wichtige Gedichte«.
Doch im »Ocktavenmännchen Sissimo« treibt er es noch auf die Spitze. Schärfer denn je tritt das rauhe, ungehobelte Klangmaterial, aus dem die Verse gehämmert sind, an die Oberfläche. Größer denn je die Gefahr, sich an der einen oder anderen rhythmischen Kante zu stoßen. Natürlich nur für jene Herrschaften, welche da glauben, Gedichte seien Texte auf Papier. Dem aber ist nicht so, wie sich jeder leicht überzeugen kann.
Was soll dann dieses Buch? Nichts weiter als Verpackung.
Düsseldorf, März 2006
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