Grube, Axel: Im Paradies wie immer. Eine poetische Philosophie Franz Kafkas

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ISBN 978-3-949899-15-7
Artnr. 394989915

Es ist schwer die Wahrheit zu sagen. Denn es gibt zwar nur eine. Aber sie ist lebendig und hat daher ein ständig wechselndes Gesicht.  Franz Kafka (In einem Brief an Milena Jesenská)

Als Philosoph ist Kafka bisher nicht in Erscheinung getreten; er selbst hätte sich wohl kaum als ein solcher verstanden. Kann man trotzdem von einer Philosophie, d. h. vom Zusammenhang eines Denkens sprechen, das auch Kafka selbst – spätestens nach Zürau – klar vor Augen stand?

Unter Berücksichtigung meist ausgeblendeter Motive erscheint bereits bei einer unkommentierten Sortierung der Zürauer Texte, der Zusammenhang eines Denkens in schöner Sinnfälligkeit. In den Anklängen zur Prosa, nach Hinweisen im Tagebuch und vor allem im Licht der Selbstaussagen über den persönlichen Grund seines Denkens, erscheint eine ungemein hoffnungsvolle Philosophie in poetischer Plausibilität.

Um das Paradox von Unabschließbarkeit und Gewissheit kreist das Denken Kafkas. Wahrheit ist ihm dabei kein unmöglicher Begriff, vom Glauben zu sprechen nicht fremd. Die Entdeckung des Zweifellose[n] in sich, zu dem er gar nicht viel an [sich] verändern, sondern nur die alten, engen Umrisse [seines] Wesens nachziehen musste, scheint dabei das Agens einer praktischen Philosophie zu sein, bei der es Kafka letzthin um die nächsten Bedürfnisse des Lebens geht, vor allem in der Frage zur Bildung eines Verantwortungsgefühls, einer ethischen Musikalität.

Die Entwicklung einer ethischen Musikalität, die sich, anders als Moral und Tugend, in der Unmittelbarkeit des Handelns äußert, ist das Grundanliegen Kafkas bei dem Gehe hinüber , dem Hinweis auf das Unfassbare. Der Eros seiner diesseitigen Mystik liegt im Hinweis auf die Eudämonie im Zusammenfallen von unermesslicher Verantwortung und Teilhabe. Es ist Befreiung in die Verantwortung, die Soteriologie eines zügellosesten Individualismus, in welchem die Angst, als Intuition einer ewigen Verantwortung, im Denken und Auf-sich-nehmen, umschlägt – in jedem Augenblick umschlägt, ja eins wird, im Fühlen einer unendlichen, unverbrüchlichen Teilnahme.
Wird dir alle Verantwortung auferlegt, so kannst du den Augenblick benützen und der Verantwortung erliegen wollen, versuche es aber dann merkst Du, daß dir nichts auferlegt wurde, sondern daß du diese Verantwortung selbst bist. (Franz Kafka, Oktavheft G)