Was tun, wenn man sich nicht einordnen kann in der Welt. Wenn man mal tief melancholisch, mal ausgesprochen humorvoll und ab und an gleichgültig und ebenso oft auch in einer Todessehnsucht lebt? Was tun, wenn man sich einfühlt in jeden, der sich einem in den Weg stellt. Wenn man zudem lieber ein klavierspielender Mann geworden wäre, als eine immerfort irgendwelche Hamsterradgedanken erzeugende Frau. Was tun, wenn man meint, immerzu alles falsch zu machen und sich gleichzeitig als ein brückenschlagendes Beziehungstier empfindet? 

Schreiben! Das half dann, und Alfreds Ziel, endlich den Augenblick erleben zu können, an dem es ihr voll und ganz müßig erscheint, das eigene Schreiben in tiefgründige Metaphysik oder in unterhaltsamen Dilettantismus mit Anspruch einteilen zu müssen, ist nun mit SEHNSUCHT, einer wilden Sammlung an Kurztexten, erreicht. Und das ist gut, denn der Mensch sollte, Frau Alfreds Meinung nach, alles auf einmal können: lachen und weinen, verzweifeln und hoffen. Und das beiläufig wackelig dargebotene Nichts, ist nicht nur eine Tochtergeschwulst vom Göttlichen, sondern die Stütze des Ganzen.

Sehnsucht. Ein Lesebuch für alle, die ihren Urlaub nicht immer nur ins Sorglose buchen wollen, sondern auch Augen für das giftige Veilchen am Wegesrand haben …

Der Abstand zu mir selbst ist längst dehnbar geworden. Gleichstand unter uns Menschen kann es ja sowieso niemals geben; und immer wieder bleibt man mal irgendwo stehen und kommt nicht weiter. (Bettie I. Alfred)

ISBN 978-3-949899-13-3
260 Seiten
Hardcover

Erhältlich

Zum Erscheinen von »Sehnsucht« von Bettie I. Alfred

Hörspiel-Sendungen:

Aus dem Hohlraum (Wiederholung)
Samstag, 1.4. 2023 um 20 Uhr
im Schweizer Radio: link

Meerkatzer
oder der Kran übers Haus
Zum Hörspiel in der SWR2 Mediathek
(urgesendet am So, 19.2. 2023):

Blog: https://alfredwerke.wordpress.com.          Foto:  © D. Höpfner

Schriftstellerin – Autorin – Vorleserin

Bettie I. Alfred wurde in den 70er Jahren als Iris Andrea Niedermeyer in der Mainzer Uniklinik geboren. Sie zog dann vom Steinhaus auf dem Dorf, in eine Berliner Neubausiedlung an der Autobahn. Später, als man sie auf ein musisches Gymnasium katapultierte, zog sie in die Innenstadt in einen feudalen Altbau. Mit der mittleren Reife verliess sie jenes Gymnasium um eine pädagogische Ausbildung zu absolvieren. Die kreative enorm inspirierende Arbeit mit Flüchtlingskindern aus Kriegsgebieten, führte in den 90er Jahren zu mehreren Aufführungen in Berliner Wohnheimen, die Frau Alfred schließlich dazu brachten einem lange gehegten Wunsch, nämlich dem nach einer Bühnenkarriere, Raum zu geben. Sie begann eine Schauspielausbildung und schrieb parallel dazu alles auf, was ihr auf der Seele und somit am Herzen lag. Im Scheinwerferlicht, fiel ihr das Denken dann zusehends schwer, am Schreibtisch so gar nicht. In den 2000er Jahren stand sie dann trotzdem viel auf Bühnen und las von dort aus wankelmütig ihre sogenannte Hohlraumprosa vor.

Nach der Abwendung von der „Lesebühne“ wandte sie sich der klassischen Schriftsteller*innentätigkeit (sitzen, denken, schreiben) zu. Sie schrieb, und schreibt täglich an ihrer Hohlraumprosa (inzwischen sind es um die 1800 Seiten) und ansonsten an ihrem Roman „Wie ein Komma im Ablaichsubstrat“ (Ausschnitte daraus las sie bereits 2007 in einer Radiosendung vor, in der sie einmal versehentlich zu Gast gewesen ist).

Die Anwesenheit einer meist tragikomischen Gefühlswelt bildet die Grundlage für Frau Alfreds Schaffen. Mit der Entdeckung des Hörspiels (eine Art Theater am Schreibtisch) als künstlerische Form im Jahre 2017, fand sie einen idealen Weg das Schreiben mit dem Drang zu spielen zu verbinden. 
Neben dem genannten Roman schrieb sie ein Drehbuch zu einem Psychodrama namens Weißzone, etliche Hörspiele, die meisten inzwischen realisiert und erfolgreich gesendet (darunter die Zauderwut, die es sogar zum Hörspiel des Monats schaffte, und vom RBB für den 70. Hörspielpreis der Kriegsblinden vorgeschlagen wurde), komische Essays, lange und kurze Geschichten sowie einige Seiten düsterste Schwarzweisslyrik, die sie mit ihrer Lieblingsschreibmaschine einer Reiseschreibmaschine namens „underwood 315“, meist bei schlechtem Wetter, verfasst. 
Im Jahr 2021 erhielt sie ein Stipendium der Akademie der Künste im Bereich Hörspiel. Momentan schreibt sie dank eines weiteren Stipendiums, diesmal der VG Wort, an ihrem noch unvollendeten Roman.

Hörspielmacherin

Seit 2017 macht Frau Alfred zur täglichen Schreibarbeit auch noch Hörspiele (schreiben, aufnehmen, vertonen, schneiden, bearbeiten, vermarkten). 

 

Ab 20. Juli als Hörbuch erhältlich

Text, Regie, Ton und Technik: Bettie I. Alfred
Länge: 35:20 min
Sprecher*In: Bettie I. Alfred, Christoph Theussl
Spieluhrkomposition zu Beginn und am Ende: Bettie I. Alfred
vergangene Sendetermine: 12. November 2018, MDR Kultur
                                              21.Juli 2021, WDR3

19,80  inkl. MwSt., zzgl. Versandkosten

 

In diesem Hörspiel geht es um einen Mann und eine Frau. Ein Paar vielleicht? Man weiß es nicht so genau. Sie reden miteinander und reden doch nicht miteinander. Sie reden gegeneinander und aneinander vorbei. Was wollen sie voneinander? Sie sind zusammen allein. Nichts ganz, denn es gibt auch einen Hund. Bei einer möglichen Trennung stellt sich die Frage: Wer braucht ihn mehr? Wer kann für ihn sorgen? Wer liebt ihn mehr?
Das Haus in dem man sitzt, ist wackelig, es steht im Lärm. Um es herum wabert eine diffuse Welt. Manchmal explodiert etwas. Die Stimmung schwankt. Alles schwankt. Andauernd. Es gibt Momente des Friedens und der großen Krise. Zusammen allein und jeder für sich, man ist monotrop im Hier und Jetzt.
Die Jahre vergehen, es passiert alles und nichts. Man wartet auf gegenseitig auf sich. Der Hund dann tot, ein Mord? … und doch wieder nur das Nichts.

Bine und Frankie leben aneinander vorbei in einem ewigen Kreislauf. Erst mit Hund, dann ohne Kind. Das Haus ist wackelig, es steht im Lärm. Um es herum wabert eine diffuse Welt. Manchmal explodiert etwas. Alles schwankt. Die Jahre vergehen, es passiert alles, eine neue Frau, der Hund stirbt, ein Mord. Und doch passiert nichts. Ein Irrsinn im besten Bekettschen Sinn, indem nichts mehr richtig tickt. Was bleibt, sind Widerspruch, Irritation, erschreckende Komik und anziehende Verstörung.

Den Dialog schrieb ich einmal vor vielen Jahren in einer Krisensituation. Ich musste meine Kindheit und die Geschichte meiner Eltern, die sich trennten, als ich zwei Jahre alt war, verarbeiten. Nebenher interessierten mich aber auch die „Zusammen-allein-Zustände“ von Personen. Und die Nähe statt zum Menschen zu einem Tier. Und die Schutzräume. Ein Haus entstand, das jedoch überall Ritzen hatte und somit niemals das Draußen auch draußen lassen kann. Immerzu kommt im Stück etwas in Schwingung und erstarrt dann wieder. Wie wir Menschen. Es geht auf und ab. Immerzu. Man starrt in die Vergangenheit und auf die Zukunft und dabei merkt man nicht, was Zusammensein eigentlich bedeutet.

Bettie I. Alfred

© Fundstück, Bettie I. Alfred

Das Leben ein Fest. Ein Hördrama von Bettie I. Alfred. Kurze Vorstellung von Bettie I. Alfred

Eine kurze Darstellung von Bettie I. Alfred zu: »Das Leben – ein Fest«

 Hörprobe aus: Das Leben – Ein Fest

Aus dem Leipziger Tageblatt:
„Gibt es überhaupt sinnvolle Dinge? Oder ist sowieso alles, was man tut, gleich sinnlos?“ Und steuert „der sinnsuchende Mensch unweigerlich in die Katastrophe der Sinnlosigkeit hinein?“ Jedenfalls hat es für die Hörspielmacherin Bettie I. Alfred am Ende doch Sinn ergeben, sich diese Fragen zu stellen. Die Jury hat ihr existenzialistisches Drama „Das Leben – ein Fest“ am Sonntagabend zum „Besten Langhörspiel“ gekürt. Eine wunderbar deprimierende Reflexion über die Gleichförmigkeit des Lebens am Beispiel eines Pärchens mit Hund. Die Jahre vergehen in Alfreds fiktivem Spiel, und die Liebenden Bine und Frenky bemerken es kaum.

Aus der Jurybegründung des Hörspielsommer-Leipzig:
Das Leben – ein Fest von Bettie I. Alfred ist ein Hörspiel, das einen vom ersten Moment an hinein zu ziehen vermag in den eigenen Kosmos seiner Geschichte, dem Kuriositätenkabinett der Beziehung zwischen Mann und Frau. Ein Paar, das auf den Hund gekommen ist.

Ein auf allen Ebenen kunstvoll gefertigtes Hörereignis.
Kai Grehn, Hörspielmacher

Bestes Langhörspiel – Hörspielsommer, Leipzig  2018

Eine Kritik von Jochen Meißner – KNA Mediendienst, vom 04.08.2022, zum aktuellen Hörspiel von Bettie I. Alfred:
Aus dem Hohlraum – Acht Szenen einer Ehe. Ein Kammernhörspiel

SWR 2, So 31.7.2022, 18.20 bis 19.15 Uhr
und in der Mediathek des SWR

„Ein Zimmer ist kein Zimmer, sondern eine Kammer“ heißt es in Bettie I. Alfreds Hörspiel „Aus dem Hohlraum“. Aber in was für Kammern spielen sich die acht Szenen einer Ehe ab? In einer Camera obscura oder in einem abgeschlossenen Raum im Innern einer Maschine?

Das Prinzip, nach dem das Kammernhörspiel „Aus dem Hohlraum“ der Berliner Autorin Bettie I. Alfred funktioniert, war schon den alten Griechen bekannt. Dabei ist es weniger die Wortherkunft vom altgriechischen kamara, als vielmehr das optische Prinzip, nach dem ein kleines Loch in einem sonst abgeschlossenen Raum ein auf dem Kopf stehendes und seitenverkehrtes Bild der Außenwelt erzeugt.

Ein „Zimmer ist kein Zimmer, sondern eine Kammer“, lautet denn auch der Refrain in dem von der Autorin als „Schwarz-weiß-Hörspiel“ bezeichneten Stück. Eine Kammer ist aber auch ein größtenteils oder vollständig abgeschlossener Hohlraum in einer Apparatur oder Maschine. In Bettie I. Alfreds Hörspiel sind es zwei Kammern, in denen sich die acht Szenen einer Ehe abspielen, wie in einem Zweizylinder, in dem abwechselnd das Gemisch verdichtet und zur Explosion gebracht wird.

Das klingt martialischer als es ist, findet dieser Vorgang doch mehrere tausend Mal pro Minute statt. Ohne ihn würde der Zweitakter nicht funktionieren.

Das „zusammen Alleinsein“ hört man dem Stück auch überdeutlich an. Die Frau, gesprochen von der Autorin selbst, kommt wie über eine schlechte Telefonleitung vermittelt an und trifft auf die viel klarere Stimme des Mannes, der von Iffland-Ring-Träger Jens Harzer gesprochen wird, mit dem Bettie I. Alfred schon die Hörspiele „Zauderwut“ und „Scheinwut“ (die beiden letzten Teile ihrer „Wut“-Trilogie) bestritten hatte.

Die Frau, Schriftstellerin, arbeite an einem nicht enden wollenden Romanprojekt „Das Komma im Ablaichsubstrat“, und der Mann ist ein existenziell herausgeforderter Erfinder: „Ich erfinde alles neu. Natürlich bringt das wenig ein, denn es ist schon alles da.“ Die beiden leben so prekär, dass ihr Steuerberater sie ob der geringen Summen schon auslacht.

Ihre beider Kammern sind durch ein Fenster in der Wand für beide jeweils einsichtig – was aber nicht unbedingt zu einer gelungenen Kommunikation beiträgt. Denn seine Kammer wird von einer Jupiterlampe erhellt, derentwegen sie eine Dunkelbrille trägt. Sie liest gern und mag Buchstaben und Bücher, besonders „das Blicke-Buch“ von Brinkmann – gemeint ist natürlich „Rom/Blicke“ von Rolf Dieter Brinkmann, einem Autor, dessen Selbstreflexion mit dem Aufnahmegerät im „Die Wörter sind böse“ 1973 für Furore gesorgt hatte. Dem Mann liest die Frau „nicht mit Pathos – mit Liebe“ aus dem Buch vor, aber ihm ist es ganz egal, was sie ihm vorliest, so lange sie ihm etwas vorliest. Natürlich verweist das „Blicke“-Buch auf den Camera-obscura-Charakter des Hörspiels.

Der Mann hat „ein extremes Faible für Vorgänge fernab des rein Menschlichen“ und „flüchtet sich gerne in die Welt der Mechanik und ab und an auch in die eines kleinen Insekts hinein“. In seiner Figur ist die andere Bedeutung des Begriffs einer Kammer verwirklicht – jener, in der entweder mechanische Arbeit verrichtet wird oder die bewusstlose Arbeit eines Insekts. Natürlich sind beide Begriffe in Bettie I. Alfreds „Kammern“-Hörspiel, das zwar auch ein Kammerspiel ist, aber nicht zufällig mit dem geringstmöglichen Plural operiert, nicht wirklich miteinander kompatibel – und erstaunlicherweise funktionieren sie doch.

Entstanden ist das Hörspiel übrigens im sogenannten Balkonstudio der Autorin – das natürlich weder ein richtiges Studio ist, noch über einen Balkon verfügt, sondern eine dritte Kammer ist – eine akustische Camera obscura. Jener leere Hohlraum also, den es braucht, um Bilder erzeugen zu können. In diesem Fall die etwas melancholischen Schwarz-weiß-Bilder einer Ehe.